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Das wahre Wort und die Zeit

Am Anfang war das wahre Wort und als so kam der Mensch auf die Erde und folgte dem Wort. Doch ihm mangelte es in der Fähigkeit die Bedeutung des Wortes zu erfassen. So erfand er selbst Worte und umging das Lernen und Verstehen des wahren Wortes, das der Anfang war und auf dem alles Sein aufbauen sollte.

Alsbald gab es viele Wörter, die viele verschiedene Bedeutungen inne hatten, doch lag ihr Ursprung im Widerwillen und die Bedeutungen führten fort vom Sinn und Zweck des Wortes selbst.

Eine Sprache entwickelte sich, deren Basis des Unverständnisses den Nährboden bot für ein stetes Verzerren, Verbiegen und Verkennen des ersten wahren Wortes. Von da an war das Wort als solches dem Missbrauch durch den Menschen ausgesetzt und seine wahre Bedeutung blieb stumm.

Das wahre Wort will dann gesprochen werden, wenn es verstanden ist oder der reine Wunsch es zu verstehen im Herzen des Menschen wohnt, der seine Sprache darauf aufbaut. Denn seine Bedeutung lebt davon. Wo dieser Wunsch unrein ist oder gar völlig fehlt, da bleibt es stumm. Bleibt, obwohl gesprochen, ungehört. Wird es benutzt und dabei entfremdet, wird es verkannt und die Bedeutung ignoriert, so ist es ein Spiegel für die Absicht, die dahinter liegt.

So nahm der Mensch das Wort und diesem seine wahre Bedeutung, durch die vielen Worte, die er brauchte, um es zu beschreiben, wo er es doch nicht verstand. Und in den vielen Worten, die er erfand, um das Wort vom Anfang zu verstehen, schwang die Unwahrheit mit. Denn es kann schlecht mit Worten beschrieben werden, was in sich nicht verstanden ward.

Die Unwahrheit, geboren aus diesem Mangel und dem Widerstand heraus, verwandelte der Mensch alsbald in die Lüge. Denn im Laufe der Zeit fanden einzelne Menschen zurück zum Anfang und erkannten, dass die Bedeutung und die Botschaft des wahren Wortes dort eine andere war, als jene, die der Mensch in die Welt trug. Sie fühlten die Bedeutung nun, denn sie waren bereits einen langen Weg gegangen und hatten auf diesem viel gelernt. Sie hatten Erfahrungen gemacht, die zu Erkenntnissen führten, die dem Wort als solches den Mensch zu lehren, nicht gelang.

So versuchten sie das Wort frei von der Sprache, die der Mensch in Unkenntnis erfand, zu verstehen und es gelang ihnen. Doch als sie dies den Menschen, die blind und taub waren auf ihrem Weg, da ihnen das Wissen um die wahre Bedeutung von Beginn an verborgen blieb, in eigenen Worten erzählten, wurden sie verscheucht, bedroht und gejagt von jenen, die gar nicht umkehren wollten. Sie mochten den Weg, den sie gingen, da sie um die Bedeutung des Wortes vom Anfang nie wussten.

Sie bekamen Angst und sie wurden wütend auf jene, die sie zur Umkehr riefen und ihnen auch neue Wege zeigten. Da wurde die Unwahrheit zur Lüge. Sie sprachen ihre unwahren Worte, um das wahre Wort und die Menschen fernzuhalten, die es aussprachen, um dessen Bedeutung nun wissend, die als Gewissheit in ihnen Wurzeln schlug. Sie schnitten sie ab von den Menschen, die in Blindheit und Taubheit wandelten, auf das sie ungesehen blieben und ihre Botschaft ungehört.

Doch die Menschen, die zum Anfang zurück gekehrt waren, um das Wort zu verstehen, gingen auf anderen Wegen wieder hinaus in die Welt und lebten das Wort. Wo sie es nicht sprechen durften, lebten sie es vor. Wo sie es nicht erklären durften und wo sie niemand verstehen konnte, da waren sie das wahre Wort selbst.

Und so erreichte die Bedeutung, die das Wort am Anfang inne hielt, immer mehr Menschen, nach und nach. Langsam im Angesicht der Zeit, doch stetig und unaufhaltsam, da nun das Leben selbst es in sich trug.

Wo andere Worte sich ihm entgegenstellten, es verzerrten und es leugneten, da lebte es im Stillen. Doch lebte es, denn auch der Tod konnte ihm nichts tun. Es lebte über ihn hinaus, lebte weiter und der Mensch, der es in sich trug, kehrte immer wieder zurück an den Anfang.

Dort trafen sich alle Menschen immer wieder, im unendlichen Zyklus des Lebens, unabhängig von dem Weg, den sie zuvor gegangen waren und ganz gleich, ob sie das wahre Wort oder die Lüge in sich trugen. Dort offenbarte sich das wahre Wort erneut und jeder Mensch erhielt die Möglichkeit der Wahl. Wer viele Wege gegangen war, konnte diese Wahl besser treffen. War weniger blind und taub für die Bedeutung des Wortes.

Oder erfasste sie gar in Gänze.

Und so war es letztlich die Zeit, die dem wahren Wort und den Menschen, die es in sich trugen, die Rettung ward. Eine Zeit sollte kommen, da die Menschen den Weg so oft gegangen waren, da er das Wort nicht mehr verstehen brauchte, denn er war es selbst geworden.

Diese Zeit nannte sich das Zeitalter der Wahrheit und ward dem entsprechenden Zeichen im Sternenbild der Menschheit zugeordnet.

Diese Zeit ist jetzt.

Geschrieben am 08.04.2021 von Nathalie Reidel, White Snake Spirit

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